Aufeinander angewiesen

Donnerstag,

Artikel in der Quartierzeitung Höngger

«Eine Stadt richtet sich auf» – unter diesem Titel lud Zeitgut Zürich Höngg-Wipkingen zu einem Vortragsabend ein. Anja Jardine, NZZ-Reporterin und Buch­autorin, erzählte von der Kleinstadt Frome in Südengland.

Eines Tages las Anja Jardine von der Kleinstadt Frome in Südengland, in der die Gesundheitskosten um 14 Prozent zurückgingen, während sie im übrigen England um 40 Prozent stiegen. Das interessierte sie, also fuhr sie hin. Bald entdeckte sie die Schlüsselperson für diese Entwicklung: die Ärztin Helen Kingston.

Aufgrund ihrer Erfahrungen kam sie zur Überzeugung, dass herkömmliche medizinische Hilfeleistungen mit Medikamenten oder gut gemeinte Tipps des Ernährungsberaters allein nicht helfen. Die kranken Menschen in Kingstons Wartezimmer brauchten auch ein Mittel gegen Isolation und Einsamkeit.

Dafür benötigte es eine grundlegende Veränderung. Es galt, möglichst viele Gelegenheiten zu schaffen, um die Menschen unkompliziert, niederschwellig und ohne grossen Aufwand zusammenzubringen, um miteinander zu reden, etwas zu unternehmen oder einander zu unterstützen.

Die Community Connectors
Mit einer anderen Frau zusammen begann sie im Jahr 2013 im neu eröffneten Gesundheitszentrum Health Connection Mendip ihre Vorstellungen umzusetzen. Als Erstes stellten sie eine Liste aller Aktivitäten in der Stadt zusammen, die leicht zugänglich und kostengünstig waren.  

Dann boten sie Kurse für die sogenannten Community Connectors an. Das sind Frauen und Männer, die beruflich häufig mit Menschen in Kontakt kommen. Wann immer sie einer Person begegnen, die klagt oder von der sie den Eindruck haben, dass sie einsam oder bedrückt ist, sprechen sie sie darauf an. Im Gespräch schlagen sie ihr vor, sich doch irgendwo anzuschliessen und machen ihr Vorschläge.

Was immer die Community Connectors tun, im Vordergrund steht der Gedanke, Menschen zusammenzubringen. So entstand auch die Idee mit den «Talking Cafes». Dort trifft man sich zum ungezwungenen Zusammensein. Oder die «On Track Groups», das sind Gruppen, die zusammen zu einem bestimmten Ort spazieren. Alle können mit, ob gehbehindert oder im Rollstuhl, niemand wird zurückgelassen, die Community Connectors schauen, dass niemand allein gehen muss.

Anja Jardine erzählte diese Informationen aus Frome mit Begeisterung und sehr lebendig. In der anschliessenden Diskussion wurden Ideen festgehalten, die auch im Kreis 10 möglich wären, um dem Beispiel von Frome zu folgen. Ideen sind immer noch willkommen und können an Zeitgut Zürich Höngg-Wipkingen zugetragen werden.

von Ruedi Winkler

Artikel als PDF

Zurück